Hansen, Günter; Hauff, Peter; Spillner, Wolf (2004) Seeadler, gestern und heute - Verlag Erich Hoyer, (ISBN 3-929192-18-7), 160 S., 31 schw./w., 51 Farbfotos und 6 farbige Abb., Hardcover, 24,80 € Seeadler waren eingangs des 20. Jahrhunderts in Mitteleuropa am Rande des Aussterbens. Der berühmte schwedische Naturfotograf Bengt Berg sprach damals von einem baldigen Aussterben und von ganzen 15 Brutpaaren, die in Schweden 1929 noch brüteten.

 

Heute sind es wieder rund 350 Paare, und eine ähnliche Entwicklung gibt es in Deutschland. Ausgehend von den Restbeständen in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Schleswig-Holstein hat sich in den letzten Jahren eine erfreuliche Entwicklung im Brutbestand vollzogen. Der Zeitpunkt ist absehbar, dass er in den meisten Bundesländern wieder brütet. Drei ausgewiesene Kenner dieses Adlers haben ihr Wissen nun zusammengefasst und in einem sehr schön bebilderten Buch dargestellt. Beiträge von dem Chemiker Dr. Günter Hansen, dem Ornithologen Peter Hauff und dem Schriftsteller und Journalisten Wolf Spillner bringen ganz unterschiedliche Aspekte in das Buch ein.

 

Fast historisch ist das „Adlertagebuch“ von Dr. G. Hansen zu nennen. Zusammen mit einem Freund baute er in dunklen Nächten im Frühjahr 1937 (!) in luftiger Höhe ein Versteck an einem Seeadlerhorst in Mecklenburg, machte Fotos und führte akribisch Buch. Es ist interessant, mit welchen Tricks und Bemühungen sie sich schon damals die Kamera, Objektive und Ausrüstungen beschafften. Die Fotos veranschaulichen, welche enorme Entwicklung die Fotografie seit dieser Zeit bis heute gemacht hat.

 

Mit der modernen Seeadlerfotografie als Kontrast befasst sich Wolf Spillner, für den seine Fotoarbeiten in den achtziger Jahren an Seeadlerhorsten zu den Höhepunkten seines Lebens zählen. Die Fotos beeindrucken.

 

Im dritten Teil fasst Peter Hauff seine Kenntnisse über den Adler zusammen, mit denen er sich ein Leben lang befasst hat und deren Brutbestand er noch heute als „Seeadler-Beauftragter“ des Landes Mecklenburg-Vorpommern dokumentiert und zusammen mit vielen ehrenamtlichen Helfern überwacht. Wer etwas über Seeadlerbestände, Ausbreitung usw. erfahren will, schlägt hier nach.

 

Der allseits geschätzte Prof. Dr. Urs Glutz von Blotzheim, Schweiz, hat es sich nicht nehmen lassen, für das Buch ein Geleitwort zu schreiben, in dem es z. B. heißt: „… ‚Seeadler gestern und heute’... zu den wenigen Monographien gehören, die nach dem ‚Handbuch der Vögel Mitteleuropas’ auch inhaltlich nicht nur wesentliche neue Fakten bringen, sondern überdies frühere Wissenslücken schließen und alte Interpretationen neu bewerten. Besonders eindrücklich ist neben den unzähligen, teils rein dokumentarischen, teils aber durchaus auch künstlerischen Fotos, die seit nunmehr über 100 Jahren zahlenmäßig und räumlich gut dokumentierte Entwicklung des Seeadler-Brutbestandes in Deutschland.“

 

Jürgen Dien