Haymann, Peter & Rob Hume (2004): Die Vögel Europas, Der Pocketband. – Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart (ISBN 3-440-09582-7). 272 S., durchgehend farbig illustriert (nach ca. 3500 Farbzeichnungen von Peter Haymann), Hardcover, Fadenheftung, 9,5x19,5 cm., € 12,95. Dieser kleine, äußerst handliche Band ist das ideale Vogel-Bestimmungsbuch für unterwegs, vor allem wenn man - wie z.B. im Gebirge - Gewicht sparen möchte. Durch die Kompaktheit kann er natürlich allein schon aufgrund des geringeren Druckraumes keinesfalls mit dem „Svensson“ (fairer: „Mullarney/Zetterström“; 1999, Der neue Kosmos Vogelführer) konkurrieren, dem noch immer wohl besten Vogel-Feldführer weltweit: Siehe Rezensionen in „hab“, 1999, Band 30: Seiten 221/222; textlich stark verbesserte große Ausgabe mit dem Titel Vögel Europas, Nordafrikas und Vorderasien siehe „hab“, 2003, Band 32: Seiten 232-234.

 

Doch hat der vorliegende kleine Band - zumindest für Anfänger - den Vorteil nicht durch zu viele Ausnahmeerscheinungen zu verwirren. Immerhin werden - meist völlig ausreichend - etwa 430 Arten Europas mit ca. 3.500 Farbzeichnungen vorgestellt, oft 8-10 Zeichnungen pro Art, manchmal bis zu ca. 20 (häufig Details wie Flügel, Schnäbel, Steuerfedern etc.)! - Das Buch hat über Jahrzehnte mehrere Vorläufer, sowohl englisch- als auch deutschsprachig (nur Pocketausgabe von 1980), wurde aber für die englische Ausgabe von 2001 erfolgreich völlig neu geschaffen (alle Zeichnungen neu, neuer Textautor). In deutscher Übersetzung erschien dann zuerst 2003 eine empfehlenswerte Ausgabe im Großformat für 39,90 € mit dem völlig unsinnigen Titel „Die Kosmos Vogel Enzyklopädie“, übersetzt von Detlef Singer und Angelika Lang. In jener großformatigen Ausgabe im selben Verlag sind die Texte weit ausführlicher als in der vorliegenden Pocketausgabe, wo man Angaben zu „wann“ und wo“ leider nur noch sehr grob - und zudem versteckt in Symbolen - findet.

Vergleich der Pocketausgabe zum Feldführer „Svensson“ (besser: „Mullarney/Zetterström“):

Vorteile:

Weit geringere Größe des Buches, viel leichter!

Kleider bei etlichen Arten in mehr Altersstufen abgebildet

Mehr Zwischenkleider abgebildet (z.B. Zwergmöwe)

Zeichnungen detailreicher (oft wie bei alten Abbildungen jede einzelne Feder erkennbar)

Mehr Flugbilder (z.B. kleine Lappentaucher), auch mehr Flügelunterseiten

Stärkere Splits in den Abbildungen (z.B. Polarbirkenzeisig: C. exilipes Nordskandinavien und Nordrußland, C. hornemanni Kanada, C. rostrata Grönland; Möwen: zumindest Mittelmeermöwe; Steppenmöwe aber leider nur im Text) [Splits aber textlich weit besser im großen „Svensson“ von 2000 - Text Peter Barthel -, wo aber häufig Abbildungen dazu fehlen]

Nicht so Raritäten-lastig (für Fortgeschrittene jedoch sicher ein Nachteil)

Nachteile:

Keine Verbreitungskarten und - in der Pocketausgabe - lediglich Symbole zur Verbreitung

Körperproportionen, Habitus nicht immer ideal gezeichnet.

Strukturreichtum in den Zeichnungen führt gelegentlich zu Irrtümern, Scheingenauigkeiten.

Unterarten manchmal auf England fixiert (z.B. Bachstelze, Trauerschnäpper).

Ausnahmeerscheinungen oft fehlend (da „nur“ 430 gegenüber 750 Arten; für Anfänger aber eher ein Vorteil).

Ungeklärte Diskrepanzen zwischen diesen beiden Büchern bei den Zeichnungen gibt es z.B. bei der Darstellung des Jugendkleides der Bartmeise (Rückenfärbung nicht immer schwarz; variierende Zügel- und Schnabelfärbung?) oder des Prachtkleides beim Rosenstar (Unterschwanz wann geschuppt?). Grobe Fehler finden sich aber selten und wurden in der Pocketausgabe meist beseitigt (z.B. die falsche Beschriftung bei dem Vergleich der Füße von Polar- und Taiga-Birkenzeisig).

Das Fazit ist eindeutig: Dies ist jener preiswerte ornithologische Feldführer, den man aufgrund seines geringen Gewichtes bei gleichzeitig etwas schwankender Qualität in Europa immer dabei haben wird, da er in jede Jackentasche paßt. Dennoch ist der sechs Jahre alte sogenannte „Svensson“ meist besser (aber nicht generell!), jedoch viel größer und schwerer.

Jörg Wittenberg, Hamburg