Frith, Clifford B. & Bruce M. Beehler (Reprint 2006): The Birds of Paradise. - Oxford University Press, Oxford, New York, ISBN 0-19-854853-2, 612 Seiten, 15 Farbtafeln, Schwarzweiß-Zeichnungen und -Fotos, Verbreitungskarten, Tabellen, Sonagramme und Grafiken. - Geb., 19 x 25 cm, £ 95,- (ca. 140 €)

Der Reprint des 6. Bands von 1998 der berühmten Serie „Bird Families of the World“ weicht vom gewohnten Bild ab: Der Papp-Einband zeigt auf leuchtend blauem Grund den Titel und einen balzenden Raggis Paradiesvogel (Paradisaea raggiana) - ohne Zweifel ansprechend, aber für den Sammler der Serie eine störende Veränderung.

 

Der unveränderte Inhalt ist klar gegliedert: Vorworte, Inhaltsverzeichnis, Auflistung der Farbtafeln, Abkürzungen und Zielsetzung mit detaillierter Topographie - bei komplexen Balzposen hilfreich. - Karten von Neu-Guinea und Australien mit geographischen Begriffen im Verbreitungsgebiet der „Paradisaeidae“ - vorbildlich!

 

Die allgemeinen Kapitel im 1. Teil mit 151 Seiten: Einführung (Eigenheiten der Gruppe, Variationsbreite und Vielgestaltigkeit), Entdeckung u. Geschichte, Evolution u. Biogeographie einschl. Systematik u. Phylogenie (Artbildung, Hybridisierung und Fragen), Ökologie, Reproduktion (Geschlechtsdimorphismus, Paarungssysteme u. Balzverhalten), Brutbiologie, Mythologie und Kultur, Schutz. -  Der 2. Teil mit Abhandlungen der Familie, Unterfamilien, Gattungen und Arten umfasst 317 Seiten: Alle 42 Arten in 17 Gattungen, Einzeldarstellungen je nach Kenntnisstand zwischen zwei (Paradigalla carunculata) und 13 Seiten (Paradisaea raggiana), zum leichten Vergleich einheitlich gegliedert. Die Verbreitungskarten gefallen, zeigen sie doch recht präzis die geographischen Lagen, ebenso Sonagramme (M. McGuire), Tabellen u.a. - Blickfang sind die Zeichnungen (William T. Cooper) - bestechend! Anhänge behandeln Hybriden, die Erforschung der Paradiesvögel bei der Erforschung Australiens, Mauserstadien der Museumsbelege, Nahrungspflanzen, Stimmaufnahmen, ein Führer zur Beobachtung wilder Paradiesvögel, Ortsangaben/geographische Koordinaten. - Die Hybriden (22 Seiten) fesseln, denn nur wenige Vogelgruppen können mit ähnlich vielen Beispielen aufwarten. Viele sind als Museumsbälge belegt und wurden lange als unbekannte Arten geführt, bis sie erkannt wurden,  Beispiele systematischer Forschung! - Abgeschlossen wird mit Glossar, Bibliographie und Index. Das Literaturverzeichnis beeindruckt mit mehr als 750 Titeln, erfreulich viele deutschsprachige. -  Die Textillustrationen wurden bereits gelobt. Darüber hinaus gibt es 15 Farbtafeln: klassische Paradiesvogel-Darstellungen, Habitatfotos, Fotos von Brutgeschehen u. Mauser. Die neun Tafeln mit Artabbildungen von W. T. Cooper sind Prachtstücke! - Der Name des Künstlers (berühmt seit dem „Parrots of the World“ von Forshaw & Cooper, 1973) steht für „dichte“ und lebensnahe Darstellungen. Seine Bilder gehören zu den besten, die es von Paradiesvögeln gibt, und zu dem Feinsten, was die moderne Vogelmalerei zu bieten hat!  - Alle Arten, drei bis neun pro Tafel, meistens in mehreren Kleidern. -  Eine Eiertafel und 2 von 22 verschiedenen Hybriden. -  Coopers Tafeln überzeugen und geben dem Werk seinen Wert!

 

Zweifellos gehören Paradiesvögel zu den eindrucksvollsten Vogelfamilien, obwohl die meisten Vogelfreunde nie Gelegenheit haben werden, auch nur einen einzigen Vertreter in Freiheit zu erleben. Man freut sich, wenn man mal einen im Zoo oder Vogelpark bewundern darf.  Aber sie sind aus Literatur und Filmen bekannt und populär. Farbenpracht und Vielgestalt, das hoch entwickelte Balzverhalten und die entlegenen Verbreitungsgebiete faszinieren. Kein Wunder, dass die erste Auflage des Werks vergriffen ist. Glücklicherweise liegt nun ein Neudruck vor. Man kann erwarten, dass dieser ebenfalls rege Nachfrage findet, und wünscht ihm auch im deutschsprachigen Raum viele Leser.

Volker Konrad

Frith, Clifford B. & Dawn W. Frith (2004): The Bowerbirds. - Oxford University Press, Oxford, New York, ISBN 0-19-854844-3, 532 Seiten, 8 Farbtafeln, 77 Schwarzweiß-Zeichnungen und -Fotos, 26 Verbreitungskarten, Tabellen, Sonagramme und Graphiken, Geb. 19 x 25 cm, £ 85,- (ca. 126 €)

 

Im 10. OUP Band „Bird Families of the World” widmen sich mit Dawn und Clifford Frith, zwei australische Spitzenornithologen, den Laubenvögeln “Ptilonorhynchidae” und bringen in prägnanter Form derzeitigen Wissenstand.  Der Inhalt gliedert sich in allgemeine Kapitel (Part I)  und Artkapitel (Part II). Anhänge, Glossar, Quellen-Nachweis u. Index schließen ab.

 

Part I stellt die Familie der Laubenvögel vor, Systematik, Biogeographie, Ökologie, Körperbau, Gefieder, Laubenbau, Balz, Brutbiologie, geschlechtliche Selektion u. a. Selbstverständlich nehmen die Lauben viel Raum ein. Es wird jedoch auch auf Themen eingegangen wie z.B. Entdeckung und Erforschung, Evolution und Artbildung, Intelligenz sowie Bedrohung und Schutz.

 

Der 2.Teil (Part II) bringt Beschreibungen von Familie und Gattungen und alle 20 Arten mit jeweils drei bis 25 Seiten. Einheitliche, klare Gliederung ermöglicht schnelles Finden gewünschter Informationen und leichtes Vergleichen, zweifellos das Herzstück des Werkes. Man findet Namen, Beschreibung, Verbreitung (vorbildlich klare Karten), Systematik, Nomenklatur und Namensgebung, Unterarten, Maße und Gewichte, Lebensraum, Verhalten, Nahrung, Nahrungssuche, Stimme, Fortpflanzung, Balz, Brut, Sterblichkeit/Lebensalter, Jahreszyklus, Status und Schutz, Kenntnislücken und Forschungsbedarf, Haltung usw. mit Tabellen, Diagrammen, Schwarzweiß-Zeichnungen, Sonagrammen sowie Schwarzweiß-Fotos.

 

Als Anhänge folgen in tabellarischer Form Pflanzen in der Nahrung (die Vögel scheiden die unverdaulichen Samen aus und verbreiten so ihre Nahrungspflanzen!), tierische Nahrung und Mauserstand zu verschiedenen Jahreszeiten.  -  Auch das Glossar findet sich hier. -  Weit über 1.000 Literaturstellen beeindrucken. Allerdings fällt die weitgehende Abwesenheit nicht-englisch-sprachiger Literatur unangenehm auf! -  Im Index gefällt die Mehrfach-Nennung einzelner Taxa unter Art- und Gattungsnamen, ebenso unter wissenschaftlichen Gattungs-, Art- und sogar Unterart-Namen!

 

Die acht Farbtafeln wurden geschickt in die Mitte des Werkes platziert und trennen den allgemeinen Teil I von den Artkapiteln im Teil II. Tafel 1 und 2 zeigen Farbfotos von Laubenvögeln an ihren Lauben. Die folgenden sechs zeigen alle 20 Arten, jeweils zwei bis fünf, oft in mehreren Kleidern oder Altersstadien. Sie wirken nicht überladen.   

 

Für Leser und Sammler von Vogelbüchern sind Abbildungen mitentscheidend beim Kauf, zumal bei stolzen Preisen. Hier stammen alle Illustrationen von Eustace Barnes. Schon im Text überzeugen die plastischen Darstellungen der Lauben und Umrisse der Vögel bei ausgewählten Verhaltensweisen, z.B. bei der Balz. Auch seine Farbtafeln sind gelungen, farblich gut getroffen. Sie wirken naturnah und die Jungvögel sind Volltreffer!

 

Papier, Layout und Druck sind ansprechend und wertvoll bei klarer Gliederung und großzügiger Einteilung. Druckfehler wurden nicht gefunden. – Die ist kein Feldführer, kein Bestimmungsbuch,  stattdessen ein Handbuch mit gelungenem Überblick dieser faszinierenden Familie und dem derzeitigen Kenntnisstand in einem Band. Mit diesem prächtigen Werk werden die Autoren den Laubenvögeln Freunde gewinnen.

Volker Konrad