Dietz, Christian, Otto von Helversen & Dietmar Nill (2007): Das Handbuch der Fledermäuse Europas und Nordwestafrikas. – Franckh-Kosmos Verlags GmbH, Stuttgart (ISBN 978-3-440-09693-2). 400 S., 500 Farbfotos und Illustrationen, 45 Verbreitungskarten. Hardcover, Fadenheftung, 19,5 x 27 cm, 49,90 €

 

 

 

Dieses Handbuch ist zweifellos ein Meilenstein der deutschsprachigen Wirbeltier-Literatur, der sich wohltuend von vielen anderen, oftmals schnell „zusammengeschusterten“ Neuerscheinungen der letzten Jahre abhebt. Die Vielfalt der Themen, die fundierten, durch viele Quellenangaben belegten Sachinformationen, aber auch die Ästhetik und Aussagekraft der Fotos (Dietmar Nill erhielt fünfmal den Titel „Naturfotograf des Jahres“ der Gesellschaft Deutscher Tierfotografen, einmal wurde er sogar „BBC Photographer of the Year“) sind einfach begeisternd und häufig einzigartig. Als Beispiele seien die Aufnahmen Insekten fangender Fledermäuse oder auch das Foto eines Riesenabendseglers beim Verzehren eines Singvogels genannt. Der allgemeine Teil umfasst 18 Kapitel, unter anderem zu den Lebensformen der Fledermäuse und ihrer Taxonomie, aber auch zum Flug, zur phänomenalen Echoorientierung, zu Nahrung, Wanderungen, Fortpflanzung, Torpor und Winterschlaf, zum Verhalten und schließlich zu Gefährdung und Schutz dieser spannenden aber dem „normalen Beobachter“ doch schwer zugänglichen Säuger-Ordnung, die als einzige innerhalb der Säugetiere den aktiven Flug entwickelt hat.

 

Etwa drei Viertel des Textes nimmt der spezielle Teil ein, in dem alle 41 Fledermausarten Europas und Nordwestafrikas unter Berücksichtigung der neuesten molekulargenetischen Erkenntnisse ausführlich in ihren Merkmalen und ihrer Biologe beschrieben werden. Einige kryptische (Unter-)Arten wurden erst kürzlich entdeckt. Als besondere Anregung schließen jedes Artkapitel ein Absatz „Offene Fragen“ und natürlich relevante Literaturhinweise ab.

 

Die 1,8 kg, die dieses stattliche Handbuch auf die Waage bringt, sind ihren (vergleichsweise bescheidenen) Preis wert! Jeder Leser, dessen Interesse auch nur ein wenig über die Ornithologie hinausgeht, kann für die knapp 4 cm, die das Buch im Bücherregal beansprucht, getrost etwas Anderes zum Antiquariat schleppen. 

Ommo Hüppop