Klotz, Andreas (2008): Im Zaubergewölbe der Stille. - Projekte-Verlag Cornelius, Halle (ISBN 978-3-86634-456-3). 142 Seiten, engl. Paperback, Klebebindung, 20 x 14 cm. 12,50 €.

 

 

 

 

 

Bei dem Titel erwarte ich eher einen Fantasy-Roman, aber tatsächlich handelt das Buch von den Erlebnissen während einer Brutbestandserfassung: Der Autor kartierte 2006 einige Flächen im Landkreis Nordvorpommern in Mecklenburg-Vorpommern für das gesamtdeutsche Projekt ADEBAR (Atlas Deutscher Brutvogelarten). Der Landkreis Nordvorpommern ist vor allem bekannt durch die Halbinsel Fischland-Darss-Zingst; das südlich der Boddenlandschaft gelegene Hinterland ist dagegen weitgehend unbekannt.

 

Der Autor verfolgt in seinen Erzählungen einen ganzheitlichen Ansatz. Den Schwerpunkt des Buches bilden die unmittelbaren Erlebnisse in und mit der Natur, die Beobachtungen der Tiere und Pflanzen und die Herangehensweise des Autors an die gestellte Aufgabe der Brutvogelerfassung. Neben den Naturbeobachtungen werden dem Leser auch die Geschichte der Region (z.B. die Entstehung der Boddenlandschaft, die Christianisierung) und Landschaft und Städte näher gebracht. Einige der Personen, mit denen der Autor im Rahmen seiner Arbeit zu tun hatte, werden vorgestellt, seien es Förster des Gebietes, aber auch die Vermieter seiner Unterkünfte. Daneben behandelt der Autor auch immer wieder soziale und sozialkritische Themen, z.B. den Umgang mit Arbeitslosigkeit und die Problematik der durch Stadtflucht entvölkerten Landstriche. Dabei arbeitet er auch seine eigenen Erfahrungen von Arbeitslosigkeit und „Hartz IV“ ein und auf.

 

Die Beschreibung der Freude an den Naturerlebnissen und dem „Ausgefülltsein“ durch die Arbeit in der Natur kann ich durch meine eigene Arbeit gut nachvollziehen, sind das doch beides auch für meine eigene Berufswahl wichtige Punkte. Auch die beschriebene Landschaft kenne ich seit 17 Jahren.

 

Die Beobachtungen von einigen Seltenheiten (Sperbereule, Stelzenläufer und Zwergdommel) bleiben weitgehend unkommentiert und erscheinen aufgrund der Beobachtungsumstände recht fragwürdig, aber es ist ja auch keine Dokumentation. Außerdem gibt es ein paar Fehler. So wird die maximale Tiefe der Ostsee mit 52 Metern angegeben, dies ist aber nur die mittlere Tiefe, die maximale Tiefe beträgt immerhin 459 Meter. Und Zecken können bereits als kleine Larve Krankheiten übertragen, da sie die Erreger von ihrer Mutter übernehmen und dann beim ersten Stich weitergeben können.

 

Fazit: Für alle, die an Kartierungen und anderen Brutvogelerfassungen teilnehmen oder teilnehmen wollen oder sich für Nordvorpommern interessieren, kann das Buch eine nette Lektüre sein. Mir persönlich ist der Schreibstil zwar zu prosaisch und blumig, aber das ist natürlich Geschmackssache.

 

Jens Hartmann